Auffälligkeiten zum Verlauf einer Myokarditis

Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis), die durch COVID-19-Impfungen ausgelöst wird, wird häufig als „mild“ bezeichnet. Als eine Erkrankung, die „zumeist folgenlos ausheilt“. Vor Einführung der COVID-19-Impfungen wurde in medizinischen Fachzeitschriften noch ausdrücklich vor den Spätfolgen einer jeden Myokarditis gewarnt. Dieser Gegensatz erstaunt. Was wissen wir mittlerweile über den Verlauf und die Prognose einer impfbedingten Myokarditis?

In den letzten Monaten sind Dutzende an Studien zu Herzproblemen nach COVID-19-Impfungen erschienen. Je nach gewählter Fragestellung werden bei diesen Studien Patienten unterschiedlichen Alters oder unterschiedlichen Geschlechts betrachtet. Zum Teil wird dabei unterschieden, welche COVID-19-Impfstoffe welchen Herstellers verwendet wurden. Auch die Auswirkungen der ersten, zweien, dritten und vierten COVID-19-Impfdosis werden voneinander abgegrenzt. Zum Teil werden dabei konkret medizinische Grenzwerte verglichen.
In der Fülle all dieser Studienergebnisse gibt es in der medizinischen Literatur dennoch weiterhin große Unklarheiten zu Herzproblemen nach COVID-19-Impfungen:
Wie genau wird eine impfbedingte Myokarditis diagnostiziert?
Wie wird eine impfbedingte Herzmuskelentzündung konkret behandelt?
Wie lange ist eine Nachbeobachtung einer impfbedingten Myokarditis sinnvoll?
Und nicht zuletzt: Gibt es einen Bezug einer impfbedingten Herzmuskelentzündung zu plötzlichen Todesfällen? 

Nachbeobachtungen 

Seitdem im Frühjahr 2021 erstmals mehrere Herzmuskelentzündungen nach COVID-19-Impfungen mit dem Produkt von BioNTech/Pfizer in Israel bekannt wurden, hat sich das Muster dieser Impfkomplikation weltweit immer wieder bestätigt: Das höchste Risiko für eine impfbedingte Myokarditis tragen männliche Teenager und junge Männer im Alter zwischen 12 und 39 Jahren nach der zweiten Dosis eines COVID-19-mRNA-Impfstoffes. Neuere Erfassungen zeigen nun zusätzlich ein gesteigertes Risiko für diese Personengruppe nach der dritten Impfdosis, seitdem auch für diese Altersgruppe eine Booster-Dosis empfohlen wird.[1] 

Mit der Menge an weltweit erfassten Fällen richten sich die Studien mehr und mehr auch auf den Verlauf einer solchen Myokarditis. So erschien im September 2022 eine Auswertung zu Nachbeobachtungen nach der Diagnose einer impfbedingten Herzmuskelentzündung.[2] Der Studie ist zu entnehmen, dass 93% aller hier erfassten Patienten im Alter zwischen 12 und 29 Jahren mit bestätigter Myokarditis nach COVID-19-mRNA-Impfungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Davon mussten 25% der Patienten intensivmedizinisch behandelt werden.  

Nach mindestens 90 Tagen nach Erhalt der Diagnose wurden die Personen telefonisch kontaktiert. Ihre eigene Einschätzung des Gesundheitszustandes sowie Ergebnisse ihrer letzten kardiologischen Untersuchungen flossen in die Studie mit ein. So zeigten sich bei 56% der Betroffenen auch 90 Tage nach der Diagnose noch untypische Befunde in der Magnetresonanztomographie (Herz MRI). Rund 30% der Betroffenen gaben auch nach 90 Tagen noch Schmerzen an. Etwa 20% der Betroffenen hatten auch 90 Tage später noch Probleme in der Bewältigung ihrer alltäglichen Aktivitäten.  

Besonders auffällig ist hier der Gegensatz der Einschätzungen der betreuenden Mediziner und der Betroffenen selbst: Während die behandelnden Ärzte rund 80% der Patienten nach deren medizinischen Befunden als ausgeheilt bezeichneten, gab dennoch die Hälfte der Patienten weiterhin Symptome einer Herzmuskelentzündung an. Auch nahm ein Viertel der Patienten weiterhin täglich Herzmedikamente zu sich. Scheinbar geben bei einer impfbedingten Myokarditis die typischen Untersuchungen des Herzens keine vollständige Auskunft darüber, wie das Herz durch mRNA-Impfungen geschädigt wurde und wie sich dieses Organ davon wieder regenerieren kann. Die Konsequenzen der neuartigen mRNA-Impftechnologie zeigen sich hier ganz konkret auch in einem begrenzen Wissen zur Diagnose und Behandlung dieser Impfkomplikation. Empfohlen wird daher, bei zukünftigen Studien immer auch die Rückmeldungen der Patienten aufzunehmen, um derartige Verzerrungen zwischen der erkrankten Person und dem diagnostizierenden Arzt zu reduzieren.[3]  

Eine andere Studie findet bei einem Teil der Patienten, die an impfbedingter Herzmuskelentzündung leiden, noch weit über 90 Tage hinweg Funktionsstörungen des Herzens. Drei der vier beobachteten Patienten dieser Fallstudie wird eine Genesung innerhalb von 3 Monaten bestätigt. Der vierte Patient jedoch zeigt auch nach fünf Monaten noch eine eingeschränkte Herzfunktion. Da die Beobachtungszeit der Studie nur für fünf Monate angesetzt wurde, ist nicht bekannt, ob und welche Folgen sich für die Patienten über ein halbes Jahr hinweg zeigen werden.[4] 

Laborwerte 

Neben den Erfassungen von bestätigten Herzmuskelentzündungen nach COVID-19-Impfungen mit unterschiedlich starken Beschwerden, gibt es nun vermehrt Erfassungen auch zu Herzmuskelentzündungen ohne direkt offensichtliche Symptomatik. Solch eine subklinische Myokarditis scheint tatsächlich häufiger als gedacht. Bei einer Analyse wurden Blutproben von Beschäftigten des Universitätsklinikums Basel genommen, jeweils drei Tage nach ihrer dritten COVID-19-mRNA-Impfung (1. Booster).[5][6] Bei rund 3% der Personen wurden daraufhin deutlich erhöhte Werte an Troponin gemessen, einem Eiweißkomplex, der als wichtiger Laborwert in der Diagnose von Herzschäden gilt. Denn: Schon gering geschädigte Herzmuskelzellen führen zu einem Anstieg des Troponin-Wertes. Hier sind es also nicht akute körperliche Beschwerden, die erst eintreten müssen, bevor die Herzgesundheit einer geimpften Person bewertet wird. Sondern es bietet eher den Charakter eines generellen Screenings nach einer Impfung, unabhängig von den Symptomen. Damit soll einer Untererfassung von Herzkomplikationen vorbeugt werden. Auch soll das Ausmaß subklinischer (nicht symptomatischer) Herzschäden erfasst werden. 

Damit weisen diese Ergebnisse auch in Richtung der Ergebnisse einer Studie aus Thailand, in der ebenfalls standardmäßig Blutproben nach mRNA-Impfungen genommen wurden.[7] In diesem Fall von Teenagern am dritten und siebten Tag nach ihrer zweiten COVID-19-mRNA-Impfung. Dadurch wurden bei 3,5% der männlichen Teenager akute Herzentzündungen diagnostiziert (Herzmuskelentzündungen oder Herzbeutelentzündungen), die ohne derartige Untersuchungen möglicherweise unentdeckt geblieben wären. Insgesamt 18% der Kinder zeigten nach der zweiten Impfung ein auffälliges Elektrokardiogramm (Herz EKG) und sogar rund 30% der Kinder zeigten in irgendeiner Weise eine Auffälligkeit des Herzens (durch Laborwerte und/oder Symptome). Der Troponin-Wert einiger Jungen lag nach der zweiten Impfdosis beim Doppelten des normalen Wertes. Ein Junge zeigte sogar das 40fache des Normwertes an Troponin. Bei den Mädchen hingegen sind durchweg keine erhöhten Troponin-Werte erfasst worden. 

Weil eine Untererfassung der Herzschäden durch COVID-19-Impfungen durchaus bekannt ist, hat die FDA der USA die Impfstoffhersteller bereits im Sommer 2021 dazu aufgefordert, auch die subklinischen Herzmuskelentzündungen bei Kindern in einer eigenen Studie zu untersuchen.[8] Leider haben BioNTech/Pfizer für die Umsetzung dieser Studie Zeit bis November 2023. Die Auswertung ist nicht vor Mai 2024 zu erwarten. Hier zeigt sich mehr als offensichtlich, dass die Herzgesundheit von Kindern nicht mit höherer Priorität oder drängender Schnelligkeit untersucht wird. 

Autoimmunreaktionen 

Entzündungsprozesse, verursacht durch das SARS CoV 2-Spikeprotein, stehen aktuell als Auslöser für infektionsbedingte und impfbedingte Herzprobleme stark im Verdacht. Bildet der Körper durch eine COVID-19-Impfung doch über viele Wochen hinweg selbst Spikeproteine, mit der mRNA als Vorlage, um gegen diese körpereigenen Strukturen wiederum Antikörper zu bilden. Dass die mRNA-Impftechnologie dadurch entzündliche Autoimmunreaktionen provozieren könnte, war von Anfang an eine Befürchtung.[9] Nun weist eine Studie aus Deutschland darauf hin, dass eine Herzmuskelentzündung nach COVID-19-Impfung durch eine solche gegen den eigenen Körper gerichtete Autoimmunreaktion ausgelöst werden kann. Bei Menschen mit bestätigter Myokarditis wurden Autoantikörper gefunden, die Entzündungsreaktionen verstärken und sich in diesem Fall gegen den Herzmuskel richten. Bei Menschen, deren Myokarditis durch andere Auslöser verursacht wurde, waren hingegen keine Autoantikörper auffindbar. Für einen direkten Zusammenhang zwischen Impfung und Autoimmunreaktion sprechen auch die Anstiege verschiedener Biomarker für Herzschäden bei allen Patienten mit Autoantikörpern.[10][11] Nach welcher Zeit die Autoantikörper wieder abgebaut werden, ist ungeklärt. Auch welchen Effekt weitere COVID-19-Impfungen auf die entzündlichen und autoimmunen Prozesse haben wird, ist noch nicht zu beantworten. Auch zu diesem Punkt wird die Forderung laut, weitere Studien mit einer deutlich längeren Nachbeobachtungszeit durchzuführen. 

Todesursache  

Bisher nur selten wurde eine impfbedingte Myokarditis als Todesursache bestätigt. Diese Einzelfälle basierten bislang auf umfangreichen Obduktionen, die von der Verwandtschaft des Verstorbenen eingefordert wurden. Dabei konnten Entzündungen des Herzens, Veränderungen der Gefäßwände sowie Mikro-Thrombosen auf die im Körper gebildeten Spike-Proteine zurückgeführt werden. Der Verdacht, dass die Spike-Proteine vier Monate nach einer zweiten COVID-19-Impfung für fatal verlaufende Entzündungen verantwortlich sein können, wurde von Pathologen bereits durch die Sichtbarmachung geschädigten Gewebes belegt.[12] Eine länger anhaltende Herzmuskelentzündung und ein daraus resultierender Herzinfarkt ebenfalls vier Monate nach einer zweiten COVID-19-Impfung wird in einer anderen Fallstudie beschrieben.[13] Da die immunologischen Prozesse, die nach den COVID-19-Impfungen zu Herzschäden führen, immer noch nicht vollständig verstanden werden, bleibt es grundsätzlich schwierig eine impfbedingte Myokarditis als Todesursache auszuschließen oder zu bestätigen.[14] 

Der Einfluss der COVID-19-Impfungen auf das Myokarditis-bedingte Sterblichkeit wurde nun in einer großen Studie mit 99 Millionen geimpften Personen untersucht. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass das Risiko für eine tödliche Herzmuskelentzündung durch COVID-19-Impfungen deutlich erhöht ist – und zwar über alle Altersgruppen hinweg. Bis zu vier Mal höher liegt das Risiko einer impfbedingten Myokarditis mit Todesfolge denn einer Myokarditis mit Todesfolge anderer Ursachen. Auch in dieser Studie wird von einer deutlichen Untererfassung der impfbedingten Herzkomplikationen ausgegangen.[15] 

Fazit

Auch anderthalb Jahre nach Bekanntwerden der ersten Häufungen von impfbedingten Herzmuskelentzündungen weisen nahezu alle neueren Studien darauf hin, dass zum Auslöser, zum Verlauf, zur Diagnose und zur Prognose von Myokarditis nach COVID-19-Impfungen weiterhin enorme Wissenslücken bestehen. Zusätzlich weisen die allermeisten Studien darauf hin, dass weitere Forschung nötig ist, um die längerfristigen Folgen solcher Herzentzündungen abschätzen zu können. Allen voran bei Kindern und Jugendlichen, die noch viele Jahrzehnte auf die volle Funktionstüchtigkeit ihres Herzens angewiesen sind und für die es entscheidend ist, ob ihre Myokarditis nach COVID-19-Impfungen tatsächlich „folgenlos ausheilt“. 

Krankenhausaufenthalte, Autoimmunreaktionen und Todesfälle in dem Umfang wie jüngste Erfassungen international zeigen, sind mit der noch gängigen Behauptung einer “milden” Impfkomplikation nicht mehr zu vereinbaren. 

Weitere Beiträge zur Artikelserie „Myokarditis“


[1] Centers for Disease Control and Prevention: COVID-19 vaccine safety update: Primary
series in young children and booster doses in older children and adults, Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP), 01.09.2022
https://www.cdc.gov/vaccines/acip/meetings/downloads/slides-2022-09-01/05-COVID-Shimabukuro-508.pdf

[2] The Lancet: Outcomes at least 90 days since onset of myocarditis after mRNA COVID-19 vaccination in adolescents and young adults in the USA: a follow-up surveillance study, 21.09.2022
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36152650

[3] The Lancet: Recovery from mRNA COVID-19 vaccine related myocarditis, 21.09.2022
https://www.thelancet.com/journals/lanchi/article/PIIS2352-4642(22)00272-3/fulltext

[4] Cureus: A Case Series of Myocarditis Related to the COVID-19 Vaccine, 04.10.2022
https://www.cureus.com/articles/111018-a-case-series-of-myocarditis-related-to-the-covid-19-vaccine

[5] Clinical Trials: Incidence, Patient Characteristics and Outcome of Myocarditis After COVID-19 mRNA Vaccine (MACIS), 30.06.2022
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT05438472

[6] Science: Heart risks, data gaps fuel debate over COVID-19 boosters for young people, 17.10.2022
https://www.science.org/content/article/heart-risks-data-gaps-fuel-debate-covid-19-boosters-young-people

[7] Tropical Medicine and Infectious Disease: Cardiovascular Manifestation of the BNT162b2 mRNA COVID-19 Vaccine in Adolescents, 19.08.2022
https://www.mdpi.com/2414-6366/7/8/196

[8] U.S. Food and Drug Administration: BioNTech/Pfizer Comirnaty Approval Letter, 23.08.2021
https://www.fda.gov/media/151710/download

[9] Schweizerische Ärztezeitung: Genetische Impfstoffe gegen COVID-19: Hoffnung oder Risiko?, 01.07.2020
https://saez.ch/article/doi/saez.2020.18982

[10] The New England Journal of Medicine: IL-1RA Antibodies in Myocarditis after SARS-CoV-2 Vaccination, 21.09.2022
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2205667

[11] Ärzteblatt: COVID-19: Myokarditis nach Impfung könnte vorübergehende Autoimmunreaktion sein, 22.09.2022
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/137644/COVID-19-Myokarditis-nach-Impfung-koennte-voruebergehende-Autoimmunreaktion-sein

[12] Pathologie Konferenz: Erstmaliger Nachweis des Impf-Spikeproteins bei einer nach der Impfung gegen Covid-19 verstorbenen Person, 17.01.2022
https://pathologie-konferenz.de

[13] Preprints: A Case Report: Acute Myocardial Infarction, Coronal Arteritis and Myocarditis after BNT162b2 mRNA Vaccination against Covid-19, 05.09.2022
https://www.preprints.org/manuscript/202209.0051/v1

[14] European Society of Cardiology: Myocarditis following COVID-19 vaccine: incidence, presentation, diagnosis, pathophysiology, therapy, and outcomes put into perspective. A clinical consensus document supported by the Heart Failure Association of the European Society of Cardiology (ESC) and the ESC Working Group on Myocardial and Pericardial Diseases, 06.09.2022
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36065751

[15] medRxiv: SARS-CoV-2 vaccine and increased myocarditis mortality risk: A population based comparative study in Japan, 18.10.2022
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.10.13.22281036v1
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.10.13.22281036v1