Dünner Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Institutes

Lange erwartet ist nun der neueste Bericht zu allen in Deutschland gemeldeten Impfstoffnebenwirkungen erschienen. Auf das Fehlen der offiziellen Sicherheitsberichte für die Jahre 2022 und 2023 haben wir bereits hier und hier aufmerksam gemacht.  

Die Erfassung, Untersuchung und Bewertung aller Impfstoffnebenwirkungen ist zentraler Aufgabenbereich des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI), der Bundesbehörde für Impfstoffsicherheit. Entsprechend wird in ihren Berichten jährlich betont: „Um den Impfgedanken zu stärken, ist es wichtig, reale und vermeintliche Risiken von Impfstoffen zeitnah zu detektieren, zu untersuchen und transparent zu kommunizieren.“[1] Tatsächlich wurde der eigene Anspruch an zeitnaher Erfassung durch wiederholte Verzögerungen nicht erfüllt, mangelt es an Untersuchungen zu den eingegangenen Meldefällen und lässt die Transparenz insbesondere zu den schwerwiegenden Impfkomplikationen zu wünschen übrig.

Faktisch zeigt sich mit diesem neuesten Sicherheitsbericht im Vergleich zu früheren Berichten ein nochmaliger Rückschritt in der Methodik. So fehlt erstmals die finale Bewertung der in dem Zeitraum eingegangenen Daten durch das PEI, die zuvor jeweils als „Fazit“ oder „Zusammenfassung“ herausgearbeitet wurde. Bisher waren in diesem Passus entscheidende Aussagen enthalten, ob sich für den genannten Zeitraum neue Risikosignale zu bestimmten Impfstoffen ergeben haben oder nicht.[vgl. 2]

Darüber hinaus sind keinerlei weiterführende Informationen über Fälle mit bleibenden Schäden nach Impfungen mehr enthalten. In früheren Berichten hingegen wurden viele der Fälle mit Alter der betroffenen Person, Bezeichnung des verabreichten Impfstoffs sowie Beschreibung der gesundheitlichen Schädigung veröffentlicht.[vgl. 3]

Auch zum Verlauf der gemeldeten Impfkomplikationen zeigt sich, dass das PEI in einem passiven Meldesystem keinerlei Aktivität zeigt, umfassendere Informationen zu den einzelnen Fällen einzuholen. So ist bei knapp 40% der Fälle der Ausgang der Impfreaktion „unbekannt“. Hat sich der Patient mittlerweile erholt? Ist ein bleibender Schaden entstanden? Ist der Patient gar verstorben? – das PEI hat dazu keine Informationen erhalten und sie auch nicht eingeholt. Die für 2022 und 2023 insgesamt gemeldeten 74 Todesfälle (7 davon betreffen Kinder und Jugendliche) müssen vor dem Hintergrund auch anders betrachtet werden, wenn dem PEI bei 2851 Fällen nicht bekannt ist, ob die Impfkomplikationen der betroffenen Personen möglicherweise tödlich verliefen.

Insgesamt nimmt die Qualität der Berichte zur Impfstoffsicherheit in Deutschland kontinuierlich ab. Es entsteht der Eindruck, dass das PEI in seinem zentralen Aufgabenbereich über ein Minimum an „Dienst nach Vorschrift“ nicht hinaus geht. Begrenzt das PEI seine Aussagen zur Impfstoffsicherheit möglicherweise derart eng, um bei diesem sensiblen Thema nicht angreifbar zu sein?


[1] Paul-Ehrlich-Institut und Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Bulletin zur Arzneimittelsicherheit, Informationen aus BfArM und PEI, Daten zur Pharmakovigilanz von Impfstoffen aus den Jahren 2022 und 2023, 30.09.2024 

https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/bulletin-arzneimittelsicherheit/2024/3-2024.pdf?__blob=publicationFile&v=5

[2] Paul-Ehrlich-Institut und Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Bulletin zur Arzneimittelsicherheit, Informationen aus BfArM und PEI, Daten zur Pharmakovigilanz von Impfstoffen aus den Jahren 2019 bis 2021, 30.03.2023 

https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/bulletin-arzneimittelsicherheit/2023/1-2023.pdf?__blob=publicationFile&v=5

[3] Paul-Ehrlich-Institut und Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Bulletin zur Arzneimittelsicherheit, Informationen aus BfArM und PEI, Daten zur Pharmakovigilanz von Impfstoffen aus dem Jahr 2017, 28.03.2019 

https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/bulletin-arzneimittelsicherheit/2019/1-2019.pdf?__blob=publicationFile&v=2