Häufigkeit impfbedingter Myokarditis

Bereits seit Frühjahr 2021 ist das Problem bekannt: COVID-19-Impfungen verursachen in einigen Fällen Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) und Herzbeutelentzündungen (Perikarditis). Zur Häufigkeit dieser impfbedingten Reaktionen am Herzen liegen die unterschiedlichsten Studien vor. Auch der Bezug zu unerklärlichen Todesfällen wird weiterhin erforscht. 

In den Produktinformationen der beiden am häufigsten verwendeten COVID-19-Impfstoffe Comirnaty von BioNTech/Pfizer und Spikevax von Moderna wird die Entwicklung einer Myokarditis oder einer Perikarditis als eine sehr seltene Nebenwirkung genannt. Definiert wird eine „sehr seltene“ Nebenwirkung dabei mit einer Häufigkeit von unter einem Fall je 10.000 geimpften Personen (<1:10.000).

Konkret wird für Comirnaty der Wert von 0,6:10.000 für die Risikogruppe der jungen Männer im Alter zwischen 16 und 24 Jahren angegeben.[1] Für Spikevax liegt der Wert für die gleiche Risikogruppe hingegen bei 1,9:10.000.[2] Per Definition fällt diese Nebenwirkung damit für junge Männer nicht mehr in die Kategorie „sehr selten“, sondern mit mehr als einem Fall je 10.000 geimpften Personen in die Kategorie „selten“ (>1:10.000).

Entscheidend ist hier, dass all diese Werte auf Nebenwirkungen basieren, die während klinischer Studien der Impfstoffhersteller erfasst wurden. Von einer Verzerrung zugunsten des eigenen Produktes kann daher ausgegangen werden. Bis heute lehnen sich das Robert-Koch-Institut (RKI) sowie das Paul Ehrlich-Institut (PEI) an die Herstellerangaben an und bezeichnen die Häufigkeit einer Myokarditis und/oder Perikarditis nach Gabe einer COVID-19-mRNA-Impfung als „sehr selten“.[3][4]

Nebenwirkungen unter Realbedingungen 

Wird ein Impfstoff nach seiner Zulassung schließlich in der Bevölkerung verwendet, zeigen sich grundsätzlich andere Raten an Nebenwirkungen. Denn: Sobald die umfangreichen Ausschlusskriterien der klinischen Studien nicht mehr gegeben sind, herrschen Realbedingungen vor. Während Personen mit bestimmten Vorerkrankungen beispielsweise von der Teilnahme an klinischen Studien ausgeschlossen sind, wird Patienten mit genau diesen Vorerkrankungen in der Arztpraxis der Impfstoff verabreicht. Auch fallen dann all die Verzerrungen weg, die aus wirtschaftlichem Eigeninteresse des Herstellers die Ergebnisse beeinflussen könnten.

Zumeist sind bei Herzproblemen, unabhängig von der Ursache, deutliche Symptome wie Brustschmerzen oder Herzstolpern ausschlaggebend. Gesundheitliche Probleme dieser Art führen in der Regel zu Notarzt-Einsätzen sowie Krankenhausaufenthalten und gehen herzbedingten Todesfällen teilweise voraus. Daher werden in Studien über Myokarditis oder Perikarditis überwiegend Informationen über Krankenhauseinweisungen und Todesfälle ausgewertet.

Ein von den offiziellen Zahlen deutlich abweichendes Risiko für eine medizinisch diagnostizierte Herzmuskelentzündung nach einer COVID-19-mRNA-Impfung wurde in mehreren Studien insbesondere für männliche Teenager im Alter zwischen 12 und 17 Jahren identifiziert. (1:2680)[5] , (1:2650)[6]

Werden neben der alleinigen Bewertung der Krankenhaustage und Sterbefälle jedoch auch konkrete Untersuchungen wie Elektrokardiogramme und Blutanalysen veranlasst, zeigen sich Herzschäden in noch deutlich höherem Maße. So wurden bei Teenagern im Alter von 13 bis 18 Jahren, die zweifach mit Comirnaty geimpft waren, unter anderem auch die Troponin-Werte gemessen. Troponin, ein Eiweißkomplex im Blut, gilt als wichtiger Laborwert in der Diagnose von Herzschäden. Erhöhte Troponin-Werte zeigte in dieser Studie einer von 50 Teenagern (1:50). Die beschriebenen Beschwerden, auffälligen Elektrokardiogrammen und erhöhten Laborwerten zusammengenommen, zeigte sogar jeder Vierte (1:4). All diese Werte weisen auf deutliche Schadenssignale am Herzen hin, die für junge Menschen dieser Altersgruppe als untypisch gelten.[7]

Auch die Auswirkungen von Booster-Impfungen mit Spikevax – gemeint ist hier die dritte COVID-19-Impfdosis – sind mittlerweile genauer untersucht. Durch Blutuntersuchungen wurden Verletzungen der Herzmuskelzellen bei einem von 35 Geimpften erkannt (1:35).[8]

Einordnung von Todesfällen 

Mittlerweile wurde ein zusätzlicher Passus in die Produktinformationen aufgenommen, der auf Fälle von Myokarditis und/oder Perikarditis mit intensivmedizinischer Versorgung sowie auf Fälle mit Todesfolge hinweist.[1][2] Wie häufig eine medizinisch diagnostizierte, impfbedingte Myokarditis/Perikarditis – oder gar eine völlig unerkannte, impfbedingte Herzproblematik – fatal endet, dazu liegen weiterhin nur lückenhafte Daten vor.

Nach einer Auswertung von 14 Studien, die insgesamt detaillierte Beschreibungen von 28 Autopsien enthalten, äußern sich diese Autoren jedoch eindeutig besorgt:

„Unsere Ergebnisse verstärken die Besorgnis über die durch COVID-19-Impfstoffe verursachte Myokarditis, insbesondere in Fällen von plötzlichem unerwartetem Tod bei jüngeren Menschen, für die es keine andere Erklärung gibt.“(übersetzt aus dem Englischen)[9]

So gibt es beispielweise Fallstudien zu Todesfällen wenige Tage nach COVID-19-Impfungen, in der milde Formen von Myokarditis beschrieben werden, die dennoch zum Tod geführt haben.[10] Beunruhigend ist in diesem Zusammenhang, dass der Patient zu keinem Zeitpunkt über Myokarditis-typische Symptome geklagt hat. Er ist plötzlich und unerwartet verstorben. Die Herzprobleme wurden erst im Rahmen einer umfassenden Autopsie erkannt. Die Verharmlosung einer „milden“ Myokarditis durch COVID-19-Impfungen, die zumeist „folgenlos“ ausheilt, dürfte mit diesen Erkenntnissen nicht weiter bestehen bleiben.

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[1] European Medicines Agency: Produktinformation COMIRNATY, Stand 08.10.2024 

https://www.ema.europa.eu/de/documents/product-information/comirnaty-epar-product-information_de.pdf

[2] European Medicines Agency: Produktinformation SPIKEVAX, Stand 12.09.2024 

https://www.ema.europa.eu/de/documents/product-information/spikevax-epar-product-information_de.pdf

[3] Robert-Koch-Institut: Welche Impfreaktionen und Nebenwirkungen wurden nach einer COVID-19-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff beobachtet?, abgerufen am 20.02.2025 

https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Impfen/COVID-19/gesamt.html

[4] Paul Ehrlich-Institut: Sicherheit von COVID-19-mRNA-Impfstoffen, abgerufen am 20.02.2025 

https://www.pei.de/DE/newsroom/hp-meldungen/2024/240111-sicherheits-covid-19-impfstoffe-myokarditis.html

[5] Clinical Infectious Diseases: Epidemiology of Acute Myocarditis/Pericarditis in Hong Kong Adolescents Following Comirnaty Vaccination, 28.11.2021 

https://academic.oup.com/cid/article/75/4/673/6445179

[6] Pharmacoepidemiology & Drug Safety: Risk of myopericarditis following COVID-19 mRNA vaccination in a large integrated health system: A comparison of completeness and timeliness of two methods, 11.04.2022 

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/pds.5439

[7] Tropical Medicine and Infectious Disease: Cardiovascular Manifestation of the BNT162b2 mRNA COVID-19 Vaccine in Adolescents, 19.08.2022 
https://www.mdpi.com/2414-6366/7/8/196 

[8] European Journal of Heart Failure: Sex-specific differences in myocardial injury incidence after COVID-19 mRNA-1273 booster vaccination, 20.07.2023 

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ejhf.2978

[9] ESC Heart Failure: Autopsy findings in cases of fatal COVID-19 vaccine-induced myocarditis, 14.01.2024 

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ehf2.14680

[10] Medicine: Fatal arrythmia in a young man after COVID-19 vaccination: An autopsy report, 02.02.2024 

https://journals.lww.com/md-journal/fulltext/2024/02020/fatal_arrythmia_in_a_young_man_after_covid_19.18.aspx