STIKO – Verlängerung und Neuausrichtung

Am 11.07.2023 hat die STIKO (Ständige Impfkommission) das Protokoll ihrer März-Sitzung veröffentlicht. Dieses Protokoll war mit Spannung erwartet worden, weil die Zusammensetzung der STIKO alle drei Jahre neu vom Bundesgesundheitsminister bestimmt wird. Diesem Protokoll ist jedoch zu entnehmen, dass die STIKO Berufungsperiode wegen der Neuausrichtung der STIKO um ein Jahr verlängert wird. Dies wurde offenbar in einem Fachgespräch mit dem Gesundheitsminister, Gesundheitssauschuss und STIKO so beschlossen.

Am Fachgespräch im Gesundheitsausschuss des Bundestags am 08.02.2023 nahm auch ein Vertreter der Pharmaindustrie teil. Diese Ausschusssitzung war nicht öffentlich und es gibt davon kein Protokoll.

Wie eng die Verflechtungen zwischen Staat und Pharmaindustrie sind, zeigt der Lebenslauf des anwesenden Pharmavertreters beispielhaft. Dr. Fabian hat seine Doktorarbeit von 2017 bis 2021 am RKI geschrieben. Davor, während seines Studiums, und nach seiner Doktorarbeit war bzw. ist er Mitarbeiter des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA).

Für die Jahre 2023 und 2024 wurde von der STIKO ein Arbeitsplan festgelegt. Folgende Themen wurden in absteigender Reihenfolge priorisiert (Erklärungen in Klammern durch IFI):

  • ACWY-Impfung für Kleinkinder (Meningokokken-Impfstoff gegen vier Serogruppen, bisher nur Men C für Kleinkinder empfohlen)
  • Meningokokken-B-Standardimpfempfehlung für Säuglinge (im Säuglingsalter bisher kein Men Impfstoff empfohlen)
  • Standard-Influenza-Impfung für Kinder (bisher keine Standardimpfung für Kinder)
  • RSV-Impfung für Senioren bzw. Schwangere (siehe auch https://impfentscheidung.online/rsv-respiratorische-synzytial-virus-infektion/)
  • ACWY-Jugendbooster
  • präferenzielle Influenza-Impfstoffempfehlung für Indikationsgruppen
  • RSV-Prophylaxe für Säuglinge
  • postexpositionelle Influenza-Prophylaxe mit Neuraminidasehemmern für bestimmte Zielgruppen

Es ist also demnächst mit der Erweiterung des ohnehin schon sehr vollen Impfkalenders für Säuglinge und Kleinkinder zu rechnen. Aktuell sind in Deutschland 24 Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren empfohlen (meist als Kombiimpfstoffe).

Dass die STIKO jedoch den Gesundheitsminister betteln muss, um ausreichend Informationen zur Sicherheit der seit fast 3 Jahren massenhaft angewandten COVID-19-Impfungen zu erhalten, schockiert.

In einer „angeregten Diskussion“ baten die STIKO Mitglieder „darauf hinzuwirken, dass die Impfstoffhersteller ihren Verpflichtungen zur Postmarketing Surveillance nachkommen. Dies sei insbesondere bei der Nutzung neuer Impfstofftechnologien wie der mRNA-Technologie notwendig. Beispielsweise lägen publizierte Daten zur Persistenz der mRNA im Körper nach COVID-19-Impfung mit mRNA-Impfstoffen bisher nicht in ausreichender Form vor.

Quellen
STIKO Protokoll März 2023 https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Protokolle/Sitzung_104.pdf?__blob=publicationFile
Fachgespräch des Bundestags Gesundheitsausschuss https://www.bundestag.de/resource/blob/932556/fa6947d4a00e0fd1ec9e4c9a83a0a526/to053-data.pdf
Doktorarbeit Benedikt Fabian https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/34345/Dissertation_Fabian.pdf
Aktueller Impfkalender STIKO https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2023/Ausgaben/04_23.pdf